Die Gründung des Schützenvereins im Jahre 1863 war eine Frucht der damals in Deutschland kraftig wachsenden nationalen Einigungsbewegung, die schließlich 1871 zum zweiten Deutschen Kaiserreich unter preußischer Vormacht geführt hat.
Der Gründungsaufruf vom 12. Juni 1863 offenbart dies oberdeutlich: Im ganzen zerrissenen und zerschlissenen deutschen Vaterlande ist ein Streben nach Einigkeit. Um diese Einigkeit zu erzielen, werden Feste veranstaltet, zu welchen deutsche Brüder von Nah und Fern geladen werden. Auch bei uns ist in dieser gewitterschwülen Zeit Bedürfnis geworden, brüderlich die Hand dem deutschen Bruder zu drücken. Es soll ein Gemeinfest, ein Schützenfest, gefeiert werden, bei welch ein jeder manniglich seinem Herzen freie Luft gewahren kann. Der Schützenverein bezog sich also nicht auf die alte städtische Tradition des Vogelschießens, sondern reihte sich ein in die nationale Schützen-, Sanger- und Turnerbewegung der Zeit. Nachdem er in der NS-Zeit gezwungen worden war, 1933 dem Reichsverband der Deutschen Kleinkaliber-Schützenverbände und 1940 dem NS-Reichsbund für Leibesübungen beizutreten, wurde er 1949 als „St. Hubertus Schützengilde Rietberg 1634 e.V.“ neu gegründet. Seitdem findet wieder Jahr für Jahr am zweiten Augustsonntag das Schützenfest mit Vogelschießen statt.
Mehrere namhafte Heimatforscher haben intensive Untersuchungen angestellt und herausgefunden, das Schützenfeste schon mindestens 200 Jahre vor dem Gründungsjahr 1863 begangen wurden. Aus einer gefundenen Urkunde geht hervor, dass Graf Ernst Christopf von Rietberg (der von 1625 – 1640 regierte) im Jahre 1634 von den Rietberger Schützen an der „Vogelbaumsecke“ erwartet und mit Pfeifen und Trommelklang in die Stadt geleitet wurde. Die Feldfluren 121/33 und 124/34 waren noch urn 1800 unter dem Namen „die Vogelbaumsecke“ bekannt. Die Gemeinheiten Dasshorst und Immerkamp lagen rechts von der Wiedenbrücker Straße an beiden Seiten der heute nach Druffel führenden Straße. Hier stand der Vogelbaum und hier ist auch der älteste Festplatz der Rietberger Schützengilde zu suchen.
Aus diesem Grunde wurde der Name „St. Hubertus – Schutzengilde Rietberg 1634“ in der Gründungsversammlung vom 10. Juli 1949 festgelegt. Dieser historische Bezug, der sich im Namen der Gilde niedergeschlagen hat, ergab den Anlass zur 350-Jahrfeier, die 1984 mit einem Fest begangen wurde. Die umfangreiche Festschrift belegt die Geschichte des Schützenwesens und der Gilde mit wertvollen Dokumenten.
Über das Schützenwesen in Rietberg sind jedoch noch ältere Aufzeichnungen gefunden worden. Der früheste urkundliche Nachweis ist ein Vertrag vom 26. November 1568 zwischen Bürgermeister und Rat der Stadt einerseits und der Bürgerschaft andererseits zu Beilegung von Streitigkeiten um das VogelschieBen.
Von 1863 bis 1925 wurde die Wiese am Tiergarten als Festplatz genutzt. Von 1925 bis 1930 feierten die Schützen zwischenzeitlich auf Brockschnieders Wiese zwischen dem Johannesweg und der Lippstädter Chaussee ihr jährliches Schützenfest bis sie einen vereinseigenen Festplatz an der Bokeler Straße erwerben konnten. Hier fand 1932 das erste Schützenfest statt. Nach einer Unterbrechung durch den zweiten Weltkrieg feierten die Rietberger Bürger an der Bokeler StraBe von 1949 bis 2002 jahrlich im grünen Kranz großer Platanen ihr beliebtes Schützen und Heimatfest.
Doch die inzwischen renovierungsbedürftig gewordenen Gebäude, fehlende Parkplatze und nicht zuletzt die sich erweiternde den Platz allmählich umfassende Bebauung forderte eine neue zukunftsorientierte Lösung. Mit dem Erlös aus dem zur Wohnbebauung veräußerten Festplatz Bokeler StraBe (16753 qm) konnte ein geeignetes Grundstuck an den Teichwiesen (16233 qm) erworben, als Festplatz hergerichtet und mit einem modernen Schützenheim bebaut werden. Zum Schützenfest 2003 wurde die neue Heimstatt eingeweiht und von den Mitgliedern der Gilde und den Bürgern mit großer Zustimmung angenommen.
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