Der Sonntagnachmittag auf dem Rietberger Schützenfest ist eigentlich immer der Moment, an dem die Jubelkönigspaare im Mittelpunkt stehen. Und so war für die Verantwortlichen unserer Gilde selbstverständlich, dies an diesem Sonntag ebenfalls so zu handhaben. Nach dem Ende der Generalversammlung auf dem Schützenplatz galt die Aufmerksamkeit daher Wolfgang Limke und Maria Hanhardt (Königspaar 1996) sowie Peter Schulze und Monika Biermann (1981) – und deren Thronpaare, bei denen es viele Überschneidungen gibt.
Auch der Weg zur Regentschaft beider Königspaare hat zahlreiche Parallelen und beginnt Anfang der 70-er Jahre. Damals waren beide Gründungsmitglieder des Kegelvereins „Schluck in die Vollen“. Früh hatte sich der Kegelverein das Ziel gesetzt, den Rietberger Schützenvogel abzuschießen und den Thron zu bilden. Im Jahre 1981 war dann die Kasse prall gefüllt, um den Traum wahr werden zu lassen. Gemeinschaftlich schritten 8 Kegel- und Schützenbrüder zur Tat und schossen auf den Vogel.
Die Kegelbrüder hatten ein offenes Wettschießen ausgemacht. Zu den ernsthaften Bewerbern zählten auch Peter Schulze und Wolfgang Limke. Das beste Auge hatte an diesem Tag Peter Schulze, er machte dem Adler den Gar aus. Erst als er hoch auf die Schultern seiner Kameraden gehoben wurde, wurde ihm so richtig klar, dass er der glückliche Sieger ist. Im Vorfeld war verabredet, welcher König welche Dame aus der Gruppe zu seiner Königin nehmen würde. So traf es mit Peters finalen Schuss halt Monika Biermann. Aus ihrem anfänglichen Schock wurde Nervosität und dann, nachdem ihr damaliger Schwiegervater Heribert Biermann sie als stolzer Adjutant ins Zelt geführt hatte, die pure Freude.
Throngemeinschaft bis heute eng verbunden
Gemeinsam mit ihrem Throngefolge erlebten die beiden ein bis heute unvergessenes Jahr. Bei der Erinnerung glänzen die Augen, wenn sie sich an die prächtig geschmückten Residenzen in der Eberhard-Unkraut Straße und der Pochenstraße erinnern. Dem Thron 1981/82 von Peter und Monika verdanken wir übrigens die Uniformierung der Thronherren. Noch 1981 haben sie am Montag im schwarzen Anzug gefeiert. Im Folgejahr hatten sie dann entschieden, das Schützenfest in der schmucken grünen Uniform der St. Hubertus Schützengilde zu feiern. Und so ist es dann auch bis heute geblieben.
Die Throngemeinschaft von Peter und Monika hält bis heute an. Jedes Jahr Pfingsten gibt es ein zünftiges Thronfest, alle paar Jahre unternimmt die Truppe eine größere Thronfahrt. So ist es nicht besonders überraschend, dass das Throngefolge im Jahr 1991 nochmals gemeinschaftlich den Vogel erlegt hat. Die gleichen Spielregeln wie 10 Jahre zuvor, offenes Wettschießen, abgesprochene Königin und wieder war Wolfgang Limke dabei. Doch wieder zog er den Kürzeren. Als Sieger ging damals Heribert Hökenschnieder vom Platz und Helga Eusterbrock wurde seine Königin.
„Irgendwann mache ich es alleine“
Wolfgang Limke schwor damals zu Hause seiner Annegret: „Irgendwann mache ich es nochmal und dann alleine“. Das hat dann bis 1996 gedauert. Kurz vor Kapellensonntag offenbarte der damalige Oberst Gerry Reinkemeier Wolfgang, immerhin schon seit 1991 Mitglied im Offizierscorps, seine Not und fragte ihn, ob er nicht in diesem Jahr den Vogel abschießen wolle. Wolfgangs knappe Antwort war: „Vor hatte ich das wohl mal“, stieg auf sein Fahrrad, holte sich zuhause grünes Licht von Annegret, die selbst nicht Königin werden wollte, und fuhr zu seinem Freund Helmut Hanhardt, um dessen Frau Maria zu fragen. Nach einigen Getränken stimmten dann beide zu. Einzige Bedingung von Helmut war es allerdings, dass die Königskutsche mit einem blau-weißen Schal von Viktoria Rietberg geschmückt werden musste – eine leicht und gerne zu erfüllende Bedingung.
Also schritt Wolfgang dann am Schützenfestmontag zur Tat. Geprägt von der Erfahrung, dass ihm der Vogel bereits zweimal vor der Nase weggeschossen wurde, war er nervös, sodass das sonst so leckere Schützenfrühstück an diesem Morgen so gar nicht schmecken wollte. Aber Ende gut, alles gut. Nachdem Wolfgang den entscheidenden Schuss bei strahlendem Sonnenschein gesetzt hatte und zur Proklamation im Zelt war, kam dann Marias großer Auftritt. Trotz Regierungserfahrung durch ein Jahr Karnevalsprinzessin im Jahr 1988, war sie extrem aufgeregt. Maria beschreibt den Moment, als Oberst Gerry Reinkemeier und sein Adjutant Heribert Biermann unter den Klängen von „Tochter Zion“ sie zu ihrer Proklamation ins Zelt führten, als Gänsehautfeeling und Emotion pur. Jedenfalls war dies der Startschuss für ein auch für unser Silberkönigspaar unvergessenes, tolles Regierungsjahr.
Dem Verein bis heute eng verbunden
Die Parade am Montagnachmittag zu Ehren des neuen Königspaares musste wetterbedingt im Zelt stattfinden. Trotzdem denken Wolfgang und Maria sehr gerne an ihr Regierungsjahr zurück und sind ihrem Throngefolge, das wenig überraschend eine große Schnittmenge mit Peters und Monikas Thron aufweist, dankbar für viele schöne gemeinsame Stunden, auch nach der Abdankung 1997.
Beide sind unserer Gilde verbunden geblieben. Maria hat im Jahre 2016 ihren Sohn Holger entsandt, König unserer Gilde zu werden. Über Wolfgangs weiteren Schützenweg zu erzählen, heißt Eulen nach Athen zu tragen. Er wurde vom heutigen Ehrenoberst Helmut Kammermann zu seinem Stellvertreter ernannt, was Wolfgang einige berittene Einsätze bescherte. Sein Engagement und sein Können als Schütze zeigt sich auch darin, dass er neben dem Posten des stellvertretenden Oberst auch noch als Stellvertreter von Adjutant und Bataillonskommandeur zum Einsatz kam. Diese Breite an Aufgaben muss man erstmal abbilden.